Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat kürzlich ihr Positionspapier zu veganer Ernährung überarbeitet. Wir geben einen Überblick über die potentiell kritischen Mikronährstoffe, auf die man im Rahmen einer veganen Ernährung achten sollte.
Drei Prozent der Bevölkerung ernähren sich rein pflanzlich
Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage[1] gaben im Jahr 2023 knapp zwölf Prozent der Befragten an, auf den Verzehr von Fleisch zu verzichten. Neun Prozent der befragten Personen berichteten, sich vegetarisch zu ernähren. Das entspricht, gemessen an der deutschen Bevölkerungszahl, etwa zehn Millionen Menschen, die sich vegetarisch ernähren. Vor allem Frauen und unter 30-Jährige gehören zu der vegetarischen Bevölkerungsgruppe. 2,5 Millionen Personen erklärten, dass sie sich vegan ernähren. Das entspricht etwa drei Prozent der in Deutschland lebenden Bevölkerung[2].
Allerdings: Eine pflanzenbasierte Ernährung ist nicht per se bedarfsdeckend!
Auch wenn mögliche gesundheitliche Vorteile einer pflanzenbasierten Ernährung wissenschaftlich diskutiert werden, gibt es eine Reihe von Nährstoffen, die mit einer rein pflanzlichen Lebensmittelauswahl nicht in ausreichender Menge oder sogar gar nicht aufgenommen werden können[2]. Das bedeutet, dass eine vegane oder vegetarische Ernährung gut geplant werden muss und in jedem Fall mindestens Vitamin B12 über Nahrungsergänzungsmittel supplementiert werden muss. Insbesondere für gefährdete Bevölkerungsgruppen wie Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und Seniorinnen und Senioren kann eine vegane Ernährung ernährungswissenschaftlich nicht eindeutig empfohlen werden.
Neues Positionspapier zur veganen Ernährung der DGE
Zu diesem Fazit kommt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE), die kürzlich ihre Position zur veganen Ernährung neu bewertet hat[3]. Darin heißt es, dass eine vegane Ernährung zwar mögliche Vorteile, aber auch Nachteile im Vergleich zu anderen Ernährungsweisen aufweisen kann. Für die gesunde erwachsene Allgemeinbevölkerung könnte die vegane Ernährung unter bestimmten Voraussetzungen eine gesundheitsförderliche Ernährungsform darstellen. Zu diesen Voraussetzungen zählt, dass Veganerinnen und Veganer ihre Vitamin B12-Zufuhr über entsprechende Nährstoffpräparate sicherstellen müssen. Auch die Verwendung von weiteren Nahrungsergänzungsmitteln kann eine Möglichkeit darstellen, die Zufuhr an potentiell kritischen Nährstoffen sicherzustellen. Die DGE hat die folgenden kritischen Nährstoffe identifiziert, auf die sich vegan ernährende Personen besonders achten sollten: Vitamin B12, Vitamin D, Riboflavin, Vitamin A, Jod, langkettige Omega-3-Fettsäuren, Calcium, Eisen, Zink, Selen und Protein.
Aktuelle Studie belegt die Bedeutung von Nahrungsergänzungsmitteln bei pflanzenbetonter Ernährung
Eine aktuelle Studie aus Norwegen von Grouth-Jacobsen et al. hat kürzlich die Nährstoffzufuhr und -versorgung von 16- bis 24-jährigen Heranwachsenden untersucht, die sich u. a. vegan oder Ovo-Lacto-vegetarisch ernährten. Die Studie ergab, dass 95 Prozent der Veganerinnen und Veganer und 90 Prozent der Vegetarierinnen und Vegetarier regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel verwendeten. Laut den Forschenden war vorwiegend die Tatsache, dass diese Personen ihre Nährstoffzufuhr über Nährstoffpräparate sicherstellten, der Grund für eine überwiegend gute Nährstoffversorgung mit verschiedenen Mikronährstoffen. Dieses Ergebnis zeigt, dass den jungen Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, durchaus die wichtige Bedeutung, die Nahrungsergänzungsmittel als Bestandteil ihrer täglichen Ernährung spielen, bewusst ist. Dennoch war, trotz der Supplementation, ein erhöhtes Risiko für eine unzureichende Versorgung mit Vitamin D, Jod und Selen zu sehen. Die Forschenden forderten daher, dass das Ernährungswissen bei Heranwachsenden gestärkt werden sollte, insbesondere mit dem Blick auf die weiterhin kritischen Nährstoffe Vitamin D, Selen und Jod.
Auch ein weiterer Nährstoff bei veganer Ernährung ist wichtig: Vitamin B12
Eine weitere Studie aus Deutschland von Hannibal et al. hat die Rolle von Vitamin B12, das auch von der DGE als kritischer Nährstoff bei einer pflanzenbasierten Ernährung eingestuft wird, untersucht. Die Studie hat bestätigt, dass eine Ernährungsweise, die einen Verzicht auf tierische Lebensmittel bedeutet, mit einem hohen Risiko für eine unzureichende Vitamin B12-Zufuhr einhergeht. Dies hängt damit zusammen, dass Vitamin B12 in Pflanzen oder in nicht angereicherten pflanzlichen Lebensmitteln nicht vorkommt. Laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sollten daher gesunde Erwachsene, die sich pflanzlich ernähren, täglich zwischen 4 und 20 mg Vitamin B12 über Nahrungsergänzungsmittel zuführen, um einem Vitaminmangel vorzubeugen. Auch die DGE empfiehlt Personen bei einer pflanzenbasierten Ernährung die tägliche Verwendung eines Nährstoffpräparats.
[1] https://www.bvlh.net/fileadmin/redaktion/downloads/pdf/2023/forsa-Umfrage_Pflanzenbetonte_Ern%C3%A4hrung.pdf
[2] https://www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2024/januar/vegan-essen-auf-probe/
[3] https://www.dge.de/wissenschaft/stellungnahmen-und-fachinformationen/positionen/neubewertung-der-position-zu-veganer-ernaehrung/
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