Gerade erst gesund geworden und schon wieder krank? Das kann ein Zeichen dafür sein, dass das Immunsystem nicht optimal arbeitet. Wir haben anlässlich des Weltgesundheitstags am 7. April mit Ernährungswissenschaftlerin Prof. Dr. Marie-Christine Simon, Universität Bonn, über die optimale Immunabwehr und die Rolle des Darms dabei gesprochen.
Frau Professor Simon, was können wir ganz grundsätzlich tun, um unser Immunsystem zu unterstützen?
„Um unser Immunsystem zu unterstützen, ist es wichtig, dass wir uns viel bewegen, am besten an der frischen Luft, ausreichend schlafen, Stress reduzieren. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann zumindest für Ausgleich sorgen, um den Stress auch wieder abzubauen. Wichtig ist auch, dass wir uns ausgewogen ernähren und mit ausreichend Nährstoffen versorgt werden. Dazu zählen Vitamine, das Vitamin C zum Beispiel, das Vitamin D, aber auch Zink als Nährstoff sind wichtig für ein ausgewogenes und funktionierendes Immunsystem.“
Im Immunsystem schreibt die Wissenschaft ja dem Darm eine enorm wichtige Rolle zu. Er ist da sozusagen der Chef der Immunabwehr. Was macht ihn dazu?
„Wenn Sie sich das vorstellen, der Darm arbeitet ja den ganzen Tag auf Hochtouren. Er muss permanent nach jeder Mahlzeit unterscheiden zwischen Gut und Böse. Was nehme ich jetzt auf, was muss draußen bleiben, was hilft? Also, was sind jetzt Vitamine, die aufgenommen werden sollen; und er muss dann natürlich auch Mikroorganismen, also Bakterien, oder potenzielle andere, infektiöse Krankheitserreger identifizieren, um eben nicht als Einfallstor für Erkrankungen zu dienen. Damit ist er den ganzen Tag quasi beschäftigt.“
Sie hatten schon die ausgewogene Ernährung angesprochen. Woraus sollte die bestehen, damit der Darm seine Arbeit als Abwehrchef vernünftig erledigen kann?
„Ausgewogene Ernährung heißt natürlich, eine vielseitige Ernährungsweise, am besten eine ballaststoffreiche Ernährung mit vielen Nahrungsfasern, Getreide, Vollkornprodukten. Das füttert sozusagen unsere guten Bakterien im Darm, die verstoffwechseln das nämlich dann selber zu anderen Produkten, die uns dann wieder zugutekommen können. Wir sagen häufig bei unseren Studierenden ‚einen bunten Teller‘, also mit viel Obst und Gemüse gefüllt, aber es kann auch sein, dass man das im Alltag eben nicht leisten kann, jeden Tag frisch zu kochen und das entsprechend dann zuzubereiten, sodass eine Supplementierung, also eine zusätzliche Aufnahme dieser Vitamine, dann durchaus auch mal in Erwägung gezogen werden kann.“
Vielleicht können wir im Zusammenhang mit der Darmgesundheit kurz mal noch ein paar Begriffe klären. „Probiotisch“ haben die meisten sicher schon mal gehört. Im gleichen Zusammenhang hört man auch immer wieder mal den Begriff „präbiotisch“. Was ist der Unterschied?
„Bei Probiotika bezieht man sich auf lebende Mikroorganismen, die wir aufnehmen können. Die kommen auf natürliche Weise vor in Joghurt oder fermentierten Lebensmitteln. Und wenn wir von Präbiotika reden, dann sprechen wir von sogenannten Ballaststoffen oder Futter für die Probiotika, das die Bakterien im Darm brauchen, um selber gesund und am Leben erhalten zu werden.“
Woran merkt man, dass mit dem Darm etwas nicht stimmt. Gibt es auch sowas wie ein Frühwarnsystem, auf das man achten sollte?
„Ja, es gibt ein Frühwarnsystem, wenn man so will, das sich zum Beispiel äußern kann durch Blähungen oder halt auch Bauchschmerzen. Allerdings sind diese Symptome sehr unspezifisch. Nichtsdestotrotz sollte man auf diese Symptome achten und auch auf sein Bauchgefühl im wahrsten Sinne des Wortes hören. Denn das können schon erste Anzeichen sein für Veränderungen.“
Artikelbild (oben): ryanking999 – stock.adobe.com
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