Klein- und Vorschulkinder sind häufig unzureichend mit Mikronährstoffen versorgt. Das gilt insbesondere für Vitamin D, wie die „Kinder-Ernährungsstudie zur Erfassung des Lebensmittelverzehrs“ (KiESEL-Studie) jetzt zeigt.
Eine ausreichende Versorgung mit allen essenziellen Nährstoffen ist wichtig für ein gesundes Wachstum. Dies gilt nicht nur für das körperliche Wachstum, sondern auch für die kognitive und die psychische Entwicklung des Kindes. Darüber hinaus hat die Ernährung im frühen Kindesalter auch Auswirkungen auf die Gesundheit im späteren Erwachsenenalter. Zahlreichen Studien haben darüber hinaus den Einfluss der kindlichen Ernährung auf das Erkrankungsrisiko für verschiedene Krankheiten wie Übergewicht, Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erforscht. Die Bedeutung einer ausreichenden Nährstoffversorgung ist also unbestritten. Umso besorgniserregender ist, was verschiedene Studien immer wieder zeigen: Nicht alle Kinder sind so mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt, wie es gut wäre. Das bestätigt auch eine neu veröffentlichte Auswertung von Ergebnissen aus Deutschland: Die sogenannte KiESEL-Studie hat untersucht, wie kleine Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren mit verschiedenen Nährstoffen versorgt sind und bei welchen Nährstoffe das als kritisch einzustufen ist.
Die KiESEL-Studie als Teil der kontinuierlichen KIGGS-Erhebung
Die „Kinder-Ernährungsstudie zur Erfassung des Lebensmittelverzehrs“ (KiESEL-Studie)* ist Teil der großangelegten „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS Welle 2). Sie liefert neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Versorgungsstatus von Kleinkindern und Vorschülern in Deutschland. Hierzu hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut (RKI) zwischen 2014 und 2017 insgesamt 890 Kinder untersucht. In einer aktuellen Publikation wurden kürzlich die Studienergebnisse für Kleinkinder im Alter zwischen ein bis zwei Jahren und für Vorschüler im Alter zwischen drei bis fünf Jahren veröffentlicht.
Die Ergebnisse der KiESEL-Studie
Die KiESEL-Studie hat die Energie- und Nährstoffzufuhr von (Klein-)Kindern in Deutschland anhand von Daten zum Lebensmittelverzehr analysiert und mit den Zufuhrempfehlungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) verglichen. Die Ergebnisse der Studie sind für alle Kinder in diesen beiden Altersgruppen in Deutschland repräsentativ.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Zufuhr von Vitamin D, α-Tocopherol-Äquivalenten und Pantothensäure jeweils unterhalb der von der EFSA empfohlenen Werten lag. Vor allem bei Vitamin D zeigte sich, dass viele Kinder weit unterhalb der Zufuhrempfehlungen lagen. Obwohl einige Kinder bereits Vitamin-D-haltige Nahrungsergänzungsmittel verwendeten, entsprach die mediane Zufuhr weniger als zehn Prozent der angemessenen Aufnahmemenge (AI) für Vitamin D. Auch bei den Mineralstoffen Jod, Eisen, Magnesium, Kupfer und Calcium (nur bei den Vorschülern) lagen die im Median über die Ernährung aufgenommenen Mengen unterhalb der Empfehlungen. Hier ist vor allem bei Jod eine große Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Zufuhr und den Empfehlungen zu sehen. Die mediane Jod-Zufuhr der Kinder machte nur 57 bis 65 Prozent der AI aus. Für die restlichen Vitamine und Mineralstoffe wurden die Empfehlungen im Median erreicht. Insgesamt lag zudem die Mineralstoffzufuhr der Vorschüler höher als die Mineralstoffzufuhr der Kleinkinder.
Die KiESEL-Studie stützt damit vorangegangene Forschungserkenntnisse, die zeigen, dass Vitamin D häufig ein kritischer Nährstoff in der Kindheit ist, da es vorwiegend durch Sonneneinstrahlung gebildet – was in unseren Breitengraden meist nicht ausreicht – und kaum mit der Nahrung aufgenommen wird. So hat beispielsweise die KIGGS-Studie bereits gezeigt, dass 15 bis 32 Prozent der Mädchen und Jungen zwischen ein und sechs Jahren nur unzureichend mit Vitamin D versorgt sind. 5,7 Prozent der Mädchen und 4,9 Prozent der Jungen im Alter zwischen ein bis zwei Jahren weisen sogar einen Vitamin-D-Mangel (25-Hydroxyvitamin D < 30 nmol/l) auf. Bei den Kindern zwischen drei bis sechs Jahren war dies sogar bei 9,1 Prozent der Mädchen und 11,5 Prozent der Jungen der Fall.
Ähnlich kritisch ist die Versorgung mit Jod bei den untersuchten Kindern zu bewerten. Hinzu kommt, dass auch die Mineralstoffe Eisen und Calcium altersabhängig nur unzureichend aufgenommen werden.
Was schlussfolgern die Forscher?
Laut den Forschern hat die Studie gezeigt, dass bei vielen Kleinkindern und Vorschülern die Versorgung mit einigen essentiellen Nährstoffen wie Vitamin D, Jod, Eisen und Calcium unterhalb der empfohlenen Zufuhr liegt. Eine ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen ist jedoch wichtig für ein gesundes Wachstum und die Entwicklung. Da eine nicht ausreichende Versorgung vor allem mit Vitamin D und Jod zu beobachten war, sollte die Möglichkeit einer routinemäßigen Vitamin-D-Supplementierung über das Säuglingsalter hinaus geprüft werden. Darüber hinaus sollte die Verwendung von jodiertem Speisesalz sowohl in der Industrie als auch in den Privathaushalten gefördert werden.
Warum ist Vitamin D so wichtig für den Körper und welche Funktionen erfüllt es?
Das fettlösliche Vitamin D erfüllt im Körper viele wichtige Funktionen. Es unterstützt beispielsweise den Erhalt von Knochen und Zähnen und ist wichtig für die Aufnahme und Verwertung von Calcium und Phosphor. Darüber hinaus unterstützt es neben der Immunfunktion auch die Muskelfunktion und die Zellteilung.
Auch Erwachsene müssen bei Vitamin D achtgeben
Vitamin D ist nicht nur bei Kindern ein kritischer Nährstoff. Insgesamt 82 Prozent der Männer und 91 Prozent der Frauen erreichen laut der Nationalen Verzehrsstudie II die empfohlene tägliche Zufuhr von Vitamin D nicht. Die Anteile sind am höchsten bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen (> 86 Prozent bei den Männern, > 96 Prozent bei den Frauen) und den Senioren (94 Prozent bei den Männern, 97 Prozent bei den Frauen). Umso wichtiger wäre daher die Eigenproduktion durch die UV-B-Strahlen der Sonne. Allerdings gelingt dies häufig nicht: Laut der repräsentativen, bundesweiten „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS) für den 13. DGE-Ernährungsbericht waren 60 Prozent nicht ausreichend versorgt, wobei rund 30 Prozent der Erwachsenen sogar Serumkonzentrationen < 30 nmol/l 25-Hydroxyvitamin D hatten und damit nicht nur unzureichend versorgt waren, sondern einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen.
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